Filamentaufbewahrung: Hängeschrank mit Feuchteschutz selbst bauen

Da ich seit einigen Monaten einen 3D-Drucker habe, wollte ich eine gute Lösung für die möglichst trockene Aufbewahrung der verschiedenen Filamentspulen. An der Wand über dem Drucker war noch Platz, so dass ich mich entschied, einen Hängeschrank zu bauen, der mit verschiedenen Funktionen dafür sorgt, dass das Filament darin möglichst trocken und seine Qualität damit erhalten bleibt.

Nun habe ich über zwei Jahre lang hier keine Beiträge mehr gepostet. Ich war handwerklich in dieser Zeit sehr aktiv: Wir haben unser Dach saniert und ich habe ein dabei entstandenes neues Zimmer weitgehend in Eigenleistung ausgebaut. Und ich habe eine Wohnung renoviert und auch dabei fast alles selbst gemacht. Allerdings haben mich diese Projekte sehr in Beschlag genommen, so dass ich keine Muße hatte, sie zu dokumentieren und darüber zu bloggen.

Nun geht es hier aber weiter mit einem kleinen Projekt, das mich aber sehr freut, weil es eine zuvor unordentliche Ecke in der Werkstatt durch eine saubere und funktionale Lösung aufräumen hilft.

Korpus

Das Schränkchen ist zunächst mal ein ganz einfacher Korpus aus vier Teilen mit Rückwand. Da Birke Multiplex, das ich sonst oft verwende, inzwischen sehr teuer ist, bin ich für die Werkstattmöbel umgestiegen auf Kiefer-Sperrholz (Wisa-Spruce), das ich hier bei meinem Holzhändler in vernünftiger Oberflächenqualität für einen sehr guten Preis bekomme (Stand 09/2024: ca. 80 EUR für eine Platte 250 x 125 cm, 18 mm stark).

Wie immer beginnt der Bau mit dem Zuschnitt der Platten, den ich normalerweise mit der Tauchsäge in der Garage erledige. Weitere Schnitte der dann schon handlicheren Teile mache ich dann in der Werkstatt: entweder an der Tischkreissäge oder an der Kappsäge.

Somit habe ich also vier Korpusteile.

Da das Filamentschränkchen möglichst luftdicht sein soll, so dass wenig Feuchtigkeit ins Innere dringt, habe ich eine Gummidichtung zwischen Korpus und Tür geplant. Die Nut dafür habe ich vor der Montage des Korpus gesägt.

Für dieses Werkstattmöbel habe ich mich entschieden, die Teile einfach mit Leim und Schrauben zu verbinden. Als Rückwand dient eine Platte aus 4 mm HDF.

Tür

Konstruktion

Die Tür sollte eine Rahmenkonstruktion mit einer Acrylglasscheibe werden, so dass man die Filamentspulen von außen sehen kann. Ich benutzte dafür einige Buch-Multiplex-Reste die von einem demontierten Schrank stammen. Diese waren bereits lackiert, so dass ich gleich eine gute Frontoberfläche hatte.

Um die Teile zu verbinden, habe ich eine Überplattung in den Ecken geplant. Diese stellte ich – ebenso wie den Falz für die Acrylscheibe – am Frästisch her.

Verleimen

Bevor ich die Teile verleimte, bekamen die sich berührenden Kanten noch eine kleine Fase und anschließend die ganze Tür rundum eine kleine Rundung.

Montage der Scharniere

Um die Scharniere zu montieren, legte ich die Gummidichtung ein, so dass die Tür den korrekten Abstand zum Korpus hatte. Dann zeichnete ich die Position der Scharniere sowohl an der Tür als auch am Korpus an.

Dabei fiel mir auf, dass ich bei der Breite des Rahmens der Tür nicht darauf geachtet hatte, wie groß die Grundplatten der Scharniere sind. Nun ragte die Grundplatte über den Falz, in den ich das Acrylglas einlegen wollte. Somit musste ich zuerst die Scheibe montieren, so dass ich dann zwei Schrauben pro Scharnier durch die Schreibe schrauben konnte.

Montage der Acrylglasscheibe

Das Acryl habe ich vom Sponsor dieses Beitrags erhalten: Kunststoffplatten Online.

Bei diesem Online-Shop kann man verschiedene Kunststoffplatten online bestellen. Man wählt das gewünschte Material und die Stärke aus, dann kann man seine Maße eingeben und auch z.B. Bohrungen oder Ähnliches noch ausführen lassen.

Ich habe schon einmal beim Balkongeländer mit dieser Firma zusammen gearbeitet (damals mit einem anderen Shop der Firma) und war mit der Qualität und allem drumherum sehr zufrieden.

Somit legte ich also in den Falz eine Lage Vorlegeband, um den Spalt zwischen Holz und Acrylglas möglichst abzudichten, bohrte Löcher in die Scheibe und schraubte sie in die Tür.

Anschließend konnte ich dann die Scharniere montieren. Hier stellte sich heraus, dass meine Planung nicht funktionier hat: ich habe Scharniere gewählt, die eine Federspannung haben, weil ich hoffte, dass sie die nach oben öffnende Tür halten können. Es zeigte sich, dass dafür die Federspannung zu schwach ist. Somit habe ich nun diese Scharniere, die sehr viel Platz im Innern des Korpus brauchen, obwohl ich im Nachhinein auch ganz normale Möbelscharniere hätte verwenden können, weil ich ohnehin noch einen Aufsteller für die Tür brauchte. Nun ja. Ich schraubte also die Scharniere sowohl an die Tür als auch an den Korpus.

Oberfläche

Nun ölte ich die offenen Kanten an der Tür und den ganzen Korpus mit meinem bewährten Hartwachsöl von PNZ.

Endmontage

Nachdem das Öl trocken war, konnte ich die Gummidichtung wieder einlegen. Außerdem montierte ich einen Griff für die Tür. Es ist die selbe Form, die ich auch sonst in der Werkstatt verwende. Da ich aber nur in der Schule die CNC-Fräse benutzen kann, war es dieses Mal einfacher, den Griff einfach mit dem 3D-Drucker herzustellen – außerdem ja passend für einen Schrank, in dem Filament aufbewahrt wird.

Wie schon erwähnt montierte ich auch noch zwei Luftdruck-Aufsteller, damit die Tür schön nach oben öffnet und offen bleibt.

Funktionen für die Filamentaufbewahrung

Um das Filament im Inneren möglichst trocken zu halten, druckte ich drei Behälter, in die ich Trocknungsgranulat füllen kann. Das ist wiederverwendbar. Wenn es „voll“ ist, wird es grün, dann trocknet man es für ca. eine Stunde im Backofen, danach kann man es wieder verwenden.

Außerdem installierte ich ein Hygrometer, so dass ich immer sehe, wie feucht es im Schrank ist.

Anpassung

Durch die federgespannten Scharniere ergab sich noch ein Problem: diese drücken die Tür etwas nach oben und vorne, so dass unten ein Spalt entstand. Um diesen zu schließen montierte ich noch zwei Kistenverschlüsse, mit denen man die Tür dicht ziehen kann.

Ergebnis

Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis und freue mich, dass ich nun direkt über dem Drucker genug Platz für verschiedene Filamentspulen habe. Die Feuchtigkeit im Schrank ist mit den drei Behältern immer ca. 20% geringer als in der Werkstatt, so dass ich zumindest PLA ohne weiteren Schutz gut darin aufbewahren kann (das Foto zeigt den Zustand direkt nach dem Befüllen, daher die 46 %, inzwischen sind es typischerweise zwischen 30 % und 35 % relativer Feuchte). PETG soll wohl noch deutlich trockener lagern (ich habe gelesen: < 10 % relative Feuchte). Daher bewahre ich die eine Rolle PETG, die ich normalerweise da habe, noch mal in einem eigenen Vakuumbeutel mit eigenen Trocknungsbeuteln auf.

Video

Das Video zeigt den Bauprozess noch etwas ausführlicher.


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