Die GTS 10 XC von Bosch hat einen eingebauten Schiebschlitten, der jedoch etwas wackelig ist und außerdem nur einen sehr kurzen Anschlag hat. Gerade bei größeren Werkstücken ist er daher schwer zu benutzen, einen Anschlagklotz kann man auch schlecht daran befestigen, was die Möglichkeit von exakten Wiederholungsschnitten stark einschränkt. Ich habe mit daher einen Querschnitt-Schlitten (engl.: cross-cut sled) aus Holz gebaut.
Zuschnitt der Hölzer für die Queranschläge
Zunächst legte ich die künftige Grundplatte des Schlittens (12 mm Birkensperrholz) auf die Tischkreissäge und drehte das Sägeblatt ganz nach oben, so dass ich ermitteln konnte, wie hoch die Queranschläge des Schlittens werden müssen. Diese sollten mindestens 2 cm über das Sägeblatt hinausragen. Sie werden ja beim ersten Schnitt teilweise durchtrennt, es muss daher noch genug Material stehen bleiben, dass sie dennoch stabil genug bleiben.
Anschließend sägte ich von einem Stück 16 mm Multiplex Streifen der entsprechenden Breite, um daraus die Queranschläge zu verleimen. Ich leimte jeweils zwei Lagen aufeinander, um einen stabilen Anschlag zu erhalten.
Laufleisten für die Nuten auf dem Sägetisch
Anschließend bereitete ich die Leisten vor, mit denen der Schlitten in den Nuten des Sägetischs laufen würde. Ich hatte mir kleine Buchenleisten besorgt, die ein Übermaß von einigen Millimetern hatten. Mit der Schieblehre ermittelte ich die exakte Breite der Nuten und sägte die Leisten dann auf ca. 1 mm Übermaß zu. Anschließend hobelte ich sie von Hand schrittweise auf das passende Maß. Dabei machte ich immer ein oder zwei Hobelzüge, probierte die Passform, hobelte wieder etc., bis sich die Leisten leicht, aber mit möglichst wenig Spiel in den Nuten bewegen ließen.
Anschließend sägte ich die Leisten auf die passende Dicke. Hierbei kommt es nicht ganz so exakt auf das Maß an wie bei der Breite, denn die Leiste darf am Grund der Nut des Sägetischs ja ruhig ein wenig Luft haben. So passten nun die Leisten in die beiden Nuten und waren gegenüber der Fläche des Sägetischs eine Winzigkeit niedriger.
Zu beachten ist, dass die GTS 10 XC zwei verschieden tiefe Nuten hat: die auf dem eingebauten Schiebeschlitten ist flacher als die andere.
Anschließend legte ich Stapel von je zwei U-Scheiben in die Nuten und legte die Leisten auf. So standen sie etwas über die Tischfläche hinaus. Ich trug einen Leimfaden auf die Leisten auf und legte dann die Grundplatte des Schlittens auf. Die Leimstellen beschwerte ich mit Pflastersteinen, um eine guten Anpressdruck zu erhalten.
Nachdem der Leim getrocknet war, konnte ich den Überstand der beiden Laufleisten absägen.
Nun verschraubte ich die Leisten noch mit der Grundplatte, um eine sicherere Verbindung zu erhalten. Beim ersten Testen des Schlitten (noch mit heruntergedrehtem Sägeblatt) stellte ich fest, dass er noch nicht sauber und leicht lief. Daher nahm ich mit der Ziehklinge etwas Material von den Laufleisten ab.
Das stellte sich später als Fehler heraus: Em Ende des Baus trug ich auf die Leisten und die Unterseite des Schlittens Silbergleit als Gleitmittel auf. Das sorgte für einen leichten Lauf der Leisten in den Nuten. Das Gleitmittel hätte ich bereits in diesem Bauabschnitt auftragen sollen, da ich ohne das Gleitmittel den falschen Eindruck erhielt, der Schlitten sei zu schwergängig. Durch den Materialabtrag hatte er dann später mit Gleitmittel etwas zu viel Spiel.
Montage der Anschläge
Der nächste Schritt war die Montage des hinteren Anschlags, also desjeningen, an dem das Werkstück später nicht anliegt. Dieser muss nicht so exakt ausgerichtet werden, da er nur der Stabilität des Schlittens dient. Nachdem dieser Anschlag an der Grundplatte festgeschraubt war, konnte ich den Schlitten einschneiden, so dass der Sägeschnitt ca. drei Viertel der Länge des Schlittens betrug.
Nun ging es an den vorderen Anschlag. Ich hobelte mit dem Einhandhobel eine kleine Fase an seine Unterseite, die später dem Werkstück zugewandt sein würde. Das soll es dem Sägestaub ermöglichen, seitlich abgeführt zu werden bzw. verhindern, dass der sich ansammelnde Staub zwischen Anschlag und Werkstück gelangt und so den Schnittwinkel verfälscht.
Ich schraubte dann den vorderen Anschlag von unten mit einer Schraube an einem Ende fest und richtete ihn mit Hilfe eine langen Winkels und dem gerade ausgeführten Sägeschnitt aus.
Anschließend wendete ich die Fünf-Schnitt-Methode an, um die Genauigkeit dieser Einstellung weiter zu erhöhen. Wie diese funktioniert, ist in diesem Video von Nick Ferry erklärt.
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Nun folgten einige Durchgänge, jeweils mit dem Versuch, den vorderen Anschlag möglichst exakt auszurichten. Dabei waren die zu verändernden Maße sehr gering, beispielsweise zwei Zehntel-Millimeter auf die Breite des Anschlags. Allerdings gibt es wohl in meinem ganzen „Tischkreissäge-Schiebeschlitten-System“ zu viel Spiel und zu viele Ungenaugikeiten, denn am Ende ist es mir nicht gelungen, eine für mich zufriedenstellende Genauigkeit zu erhalten. Wenn ich ein Werkstück von ca. 40 cm Breite säge, weicht der Schnitt ca. 1/5 Millimeter vom rechten Winkel ab.
Wie es aber manchmal so ist, beließ ich irgendwann die Einstellung, da sie mit jedem neuen Durchgang der fünf Schnitte nur anders, aber nicht mehr besser wurde. Zu einem späteren Zeitpunkt möchte ich aber definitiv noch einmal versuchen, die Genauigkeit zu erhöhen.
[Update] Nachdem ich diesen Artikel geschrieben hatte, ging mit die Frage nach der Genauigkeit noch mal intensiv durch den Kopf. Irgendwann bin ich auf die Idee gekommen, dass ich ja mal mit einem anderen Winkel nachmessen könnte – und siehe da: Der Schlitten ist ziemlich genau, ich hatte nur die ganze Zeit mit einem Kombinationswinkel nachgemessen, der selbst eine erhebliche Abweichung vom rechten Winkel hat. Daher kann ich den Schlitten nun so belassen und muss mich lediglich um einen Ersatz für den ungenauen Winkel kümmern.
Nun schraubte ich weitere Schrauben von unten in den vorderen Anschlag, so dass er stabil mit der Grundplatte verbunden war.
Abschlussarbeiten
Ich schliff die Unterseite des Schlittens und trug das Silbergleit auf, was ihn sehr viel leichtgängiger machte. Wie gesagt: Diesen Schritt hätte ich gleich nach dem Verleimen der Laufleisten tun sollen.
Anschließend leimte ich noch einen Block aus Multiplexresten an die Austrittsstelle des Sägeblatts, um meine Finger zu schützen.
Ergebnis
Der Schlitten ist nun fertig und einsatzbereit. Für schmale Werkstücke ist die Genauigkeit in Ordnung und ich benutze ihn sehr häufig. Er ist überaus praktisch und ich kann ihn für jede/n empfehlen, der/die eine Tischkreissäge hat.
Was die Genauigkeit angeht, möchte ich irgendwann noch mal ran, um sie zu verbessern. Wer hier Tipps hat, darf sie gerne in den Kommentaren notieren – ich freue mich über Anregungen, wie ich das Verfahren verbessern kann.
Video
Das Video zeigt den Bau noch etwas ausführlicher. Außerdem bespreche ich meine gemachten Erfahrungen.
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Hallo
Schöner schiebeschlitten
Könnte ich so einen bei ihnen erwerben?
Mit freundlichen Grüßen
Tim
Hallo. Danke.
Nein, ich verkaufe die nicht. Aber Patrick Betz hier verkauft sie (und wahrscheinlich noch besser als meiner).