[Buch] Glut in den Wäldern – Traditionelles Köhlerhandwerk

Ich interessiere mich für altes Handwerk – und wenn es noch etwas mit Holz und Wald zu tun hat, dann sowieso. Daher stelle ich im folgenden Beitrag das Buch „Glut in den Wäldern“ von Berhard Bürkle vor, in dem das Handwerk der Köhlerei vorgestellt wird.

In seinem Buch möchte der „weltweit [erfahrene] Journalist Fotograf“ (Klappentext) Bernhard Bürkle das „fast vergessene Handwerk“ der Köhlerei wieder lebendig werden lassen. Er hat dazu einige Köhler begleitet, die auf der Schwäbischen Alb zumindest für einige Wochen im Jahr das Holzkohlemachen noch praktizieren, um das von Hand hergestellte Produkt dann lokal an Interessenten zu verkaufen.

Der Leser bekommt in diesem Buch einen recht guten Eindruck davon, wie Holzkohle gemacht wird. Der Herstellungsprozess wird auf den ersten Seiten mit schönen Fotos gezeigt und erklärt. Die einzelnen Kapitel scheinen eine klare Struktur darzulegen von der Vorbereitung über das Anzünden bis hin zum Ausziehen des Meilers. Ergänzt wird die Darstellung um ein Kapitel über die Verwendung der Holzkohle (mit einem Exkurs zu einem lokalen Messermacher) und die Geschichte der Köhlerei.

Nachdem die ersten Kapitel recht anschaulich beginnen und aufeinander aufbauen, wird man im Kapitel „Das lange Wachen“ plötzlich damit überrascht, dass hier Texte stehen, an die man sich erinnert, denn die Formulierungen gleichen denen aus vorigen Kapiteln. So wird ein Teil dessen, was zuvor bereits erklärt worden war, hier erneut dargestellt. Meine Vermutung ist, dass der Text für eine andere Veröffentlichung entstanden ist und für das Buch „recyclet“ wurde. Anscheinend hat sich niemand die Mühe gemacht, ihn darauf hin zu prüfen, ob er in die Struktur des Buches passt. Mit ein wenig redaktioneller Überarbeitung hätte man diesen inhaltlichen Bruch leicht vermeiden können.

Ähnlich ist es dann in den weiteren Kapiteln. Es will sich kein roter Faden zeigen: Einzelne Bruchstücke von Informationen stehen recht unverbunden hintereinander, ein Gesamtbild der Köhlerei bleibt verschwommen. So gibt es z.B. eine ausführliche, viele Seiten lange Darstellung über einen lokalen Messermacher, der die Holzkohle aus dem Schwäbischen verwendet, dafür werden andere Verwendungen auf kaum einer Seite abgehandelt. Auch die Geschichte der Köhlerei gräbt einzelne Aspekte aus (z.B. Holzkohleherstellung in der ehemaligen DDR), ohne sie in ein Gesamtbild einzuordnen. An diesem Punkt im Buch hat man das Vertrauen in die gründliche Arbeit des „weltweit [erfahrenen] Journalist[en]“ ohnehin bereits verloren.

Maschinenhandel Meyer

Fazit

Wer einen ersten Eindruck der Köhlerei bekommen möchte, wie sie an einem einzelnen Standort in Süddeutschland noch (zeitweilig) praktiziert wird, bekommt in diesem Buch einige schöne Farbfotos sowie ein recht gelungenes Porträt eines aktiven Köhlers. Allerdings bleibt das Buch eine klare Struktur schuldig.  Es macht außerdem den Eindruck, dass es vom Verlag nicht besonders gründlich begleitet worden ist: Wie sonst hätte man übersehen können, dass einige Informationen auf den 126 Seiten doppelt vorkommen und dass manche Foto-Doppelseiten zusammenhanglos zwischen thematisch anderen Texten stehen.

Das Grußwort des Bürgermeisters der Heimatgemeinde des Köhlers, das ausführliche Porträt des Messermachers sowie der Hinweis, dass die Kohle von „bester Qualität“ direkt vor Ort erhältlich ist, hinterlassen außerdem den Eindruck, dass das Buch zu einem erheblichen Teil auch touristische Werbung sein soll. Dafür ist es meines Erachtens mit knapp 20 EUR zu teuer.

Hinweis: Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar kostenlos zur Verfügung gestellt.

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