Da ich bisher keine Tischkreissäge habe, suchte ich nach einer Möglichkeit, zügig und wiederholgenau Platten und Leisten mit Tauchsäge und Führungsschiene rechtwinklig abzusägen. Dabei bin auf Guido Henns Zuschnittbrett gestoßen. Mit einigen Anpassungen habe ich mir basierend auf dieser Idee einen Sägeanschlag gebaut, der in die Werkbank integriert ist und mit wenigen Handgriffen auf- und abgebaut werden kann.
Hintergrund und Ideenfindung
Als ersten Schritt, um in meiner Werkstatt sinnvoll arbeiten zu können, habe ich vor einiger Zeit eine Tauchsäge mit Führrungsschiene angeschafft. Zuvor hatte ich alles entweder von Hand oder mit der Stichsäge gesägt, was mir natürlich bezüglich der Qualität der Schnitte enge Grenzen gesetzt hatte. Während Längsschnitte mit der Führrungsschiene sehr gut gelingen, ist es recht mühsam, vor allem schmale Bretter oder Leisten damit rechtwinklig abzulängen. Da auch meine Fähigkeiten, das von Hand zu machen, noch einiger Übung bedürfen, suchte ich also nach einer besseren Lösung.
Guido Henn stellt in einem Festool-Dokument (PDF, S. 40) die Methode des Zuschnittbretts vor. Auch im folgenden Video (ab ca. 5:45) zeigt er diese Methode.
Das schien mir für mich ein guter Ansatz, allerdings wollte ich das dauerhaft nutzen und möglichst nicht jedes mal aufbauen müssen. Ich habe die Idee daher etwas abgewandelt und einen Sägeanschlag fest in meine Werkbank integriert.
Meine Umsetzung
Die Grundlage meiner Umsetzung ist, dass die gesamte Werkbank als Zuschnittbrett fungiert und dass der hintere Anschlag dauerhaft und fest auf der Werkbank montiert ist. Zwei weitere Anschläge erlauben es, die Führungsschiene im rechten Winkel zum hinteren Anschlag zu positionieren.
Queranschlag
Als Anschlag für die Führungsschiene habe ich am hinteren Ende des Werktisches einen winkligen Anschlag mit durchgehenden Schrauben montiert, an dem die Schiene links bündig anliegt. Die Bohrung im Anschlag ist als Langloch ausgeführt, so dass man ihn um einige Millimeter nach rechts und links bewegen kann, sollte das zur Korrektur des rechten Winkels irgendwann mal nötig werden.
Bei der Aufstellung der Werkbank war es wichtig, dass das Sägeblatt ausreichend weit am Längsanschlag vorbei kommt, bevor die Grundplatte der Säge hinten an der Wand anstößt. Nur so kann man sicherstellen, dass man das Werkstück auch ganz durchtrennen kann.
An der vorderen Kante der Werkbank kann der Anschlag nicht dauerhaft montiert werden, weil er bei anderen Arbeiten hinderlich wäre. Ich habe daher zwei Schlossschrauben so am Anschlag montiert, dass ihre Schäfte etwas unten überstehen. Der Anschlag wird dann in zwei entsprechende Löcher gesteckt, wenn man ihn braucht. Nach dem Sägen kann er herausgenommen und unter der Werkbank gelagert werden (das im zweiten Foto sichtbare zusätzliche Loch kommt daher, dass ich zunächst dachte, ich könne den Anschlag mit einem 19 mm-Rundstab fixieren, was aber nicht geklappt hat).
An der Stelle, wo die Schiene rechts endet, sägt man einen Schnitt in die Oberfläche der Werkbank. Da dieser aber in der Regel schmal und nur an dieser Stelle bleibt, ist das für mich akzeptabel. Bei einer hochwertigen Hobelbank wäre das wohl eher keine Option.
Problem mit Bosch-Führungsschiene
Nach meiner ersten Freude über die Idee des Zuschnittbretts stellte ich fest, dass sie mit der Bosch-Führungsschiene nicht so gut funktioniert, wie das in der Beschreibung von Guido Henn (PDF) gezeigt ist. Das liegt daran, dass die Grundplatte der Säge links über die Schiene übersteht und die linke Kante der Schiene nicht mehr so gut als Anschlagkante genutzt werden kann. Die Säge kann nämlich nicht am Anschlag vorbei geschoben werden, so dass die maximale Plattenbreite, die man sägen kann, stark eingeschränkt ist.
Daher habe ich mir eine Festool-Führrungsschiene besorgt. Die Bosch-Säge kann damit ebenfalls benutzt werden und da die Festool-Schiene breiter ist, ragt die Grundplatte der Säge links nicht mehr darüber hinaus. Das Gehäuse ist jedoch immer noch breiter als die Schiene, so dass man sie auch mit dieser Schiene nicht ganz unbehindert an den Anschlägen vorbeischieben kann. Es geht aber auf jeden Fall deutlich besser als mit der Bosch-Schiene.
Auch wenn ich das Bosch-System prinzipiell gut finde (v.a. die Verbindung von zwei Schienen ist sehr gut gelöst), wäre es schön, wenn Bosch (bzw. Mafell, von denen das System wohl ursprünglich stammt) hier nachbessern könnte. Denn auch die zweite, nach oben ausgerichtete T-Nut der Festool-Schiene wäre für die Bosch-Schiene eine hervorragende Ergänzung, mit der man das Einsatzgebiet der Schiene deutlich erweitern könnte. Allerdings bräuchte man dann natürlich pro laufendem Meter Schiene deutlich mehr Aluminium, was die Schiene teurer machen würde.
Leider kippelt die Bosch-Säge auf der Festool-Schiene bei mir ein klein wenig. Ich konnte noch keinen Mangel an der Grundplatte erkennen, der das erklären würde. Möglicherweise liegt es daran, dass die Festool-Schiene zwei grüne Gleitstreifen hat, auf denen die Festool-Säge aufliegt. Die Grundplatte der Bosch-Säge ist aber schmaler und liegt nur auf dem rechten Streifen auf. [UPDATE] Ich habe dank eines Kommentars von Uwe eine Lösung für das Problem gefunden. Wenn man um das Problem weiß, kann man durch Andrücken der Säge an die Schiene trotzdem sauber sägen. Die ersten Schnitte in der dicken Multiplex-Platte für meinen Moxon-Vise waren aufgrund dieses Problems aber schief, so dass ich nachbessern musste.
Außerdem muss man das Spiel der Säge auf der Führungsschiene für die Bosch- und für die Festool-Schiene unterschiedlich einstellen. Da die beiden Stellschrauben recht schwergängig sind, ist das etwas störend, aber hinnehmbar. [UPDATE] Ich habe die Stellschrauben etwas modifiziert, um das Verstellen leichter zu machen.
Längeneinstellung am Längsanschlag
Entlang der hinteren Kante der Werkbank habe ich aus Multiplex-Platten einen Längsanschlag montiert, auf dem eine doppelte T-Nut-Schiene von Incra aufsitzt, die eine integrierte Zentimeterskala hat. Mit einem selbstgebauten beweglichen Stopp-Holz kann ich so die gewünschte Länge einfach einstellen. Für den ersten Anschnitt, bei dem das Werkstück noch länger als die Endlänge bleiben soll, kann man das Stopp-Holz nach oben klappen. Man kann damit die gewünschte Länge auch eingestellt lassen, wenn man zwischendurch etwas Längeres sägen möchte.
Bei der T-Nut-Schiene muss man beachten, dass die mitgelieferte Skala nach rechts aufsteigt. Das ist leider auf der Produktseite nicht vermerkt. Es steht dort auch nirgends, dass man für wenig Geld eine nach links ansteigende Skala bestellen kann. Nach einigem Suchen habe ich diese aber gefunden und konnte meinen Längenanschlag wie gewünscht realisieren.
Fazit
Die Konstruktion dieses Anschlagsystems war etwas aufwändig, hat sich aber für mich gelohnt, weil ich so nun viel schneller und zuverlässiger als vorher mit der Tauchsäge arbeiten kann. Für größere Projekte muss sich der Anschlag noch bewähren, bei kleineren Arbeiten hat er sich aber schon als sehr nützlich erwiesen.
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Mein Werkzeug
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Hallo Andreas,
bezüglich des Kippelns empfehle ich Dir bei Michael Hild nachzulesen, er beschreibt, wie er das Problem gelöst hat. Er setzt die Mafell MT 55 cc (die Bosch Tauchsäge hat meines Wissens die gleiche Grundplatte) ebenfalls auf Festool-Schienen ein.
(http://michael-hild.blogspot.de/2012/02/anpassung-der-festool-fuhrungsschienen.html)
Viele Grüße aus Hessen
Uwe
Hallo Uwe,
Das ist ein super Tip. Danke dafür.
Beste Grüße, Andreas
Kannst du mal Maße posten. Möchte mir das gerne nach bauen, was spricht dagegen auf der Seite des Längsanschlages, diesen auch für das Anlegen der Führungsschiene zu nutzen?
Gruß
Stefan
Meine Werkbank ist ca 220 x 80 cm. Der Längsanschlag ca. 180 cm lang.
Das geht bei mir nicht gut, weil – wie im Beitag geschrieben – die Bosch Säge links über die Schiene hinausragt. Wenn die Schiene am Längsanschlag anliegt, stößt das Gehäuse der Säge am Anschlag an, bevor das Sägeblatt die Schnittlinie mit dem Anschlag überquert hat, d.h. das Werkstück ist noch nicht komplett durchgesägt, man kann die Säge aber nicht mehr weiter nach hinten schieben.
Wenn Du eine Festool-Tauchsäge hast (oder eine andere, deren Gehäuse nicht links über die Schien ragt), brauchst Du diesen Workaround nicht und kannst die Schien am Anschlag anlegen (so ist es in der oben verlinkten Lösung von Guido Henn auch vorgesehen).
Eines noch: Ich habe inzwischen gemerkt, dass meine Schrauben für den beweglichen Anschlag an der Vorderseite der Werkbank zu kurz sind. Die Löcher sind schon ein wenig ausgeleiert und daher hat der Anschlag etwa Spiel. Es wäre evtl. sinnvoll, Metallhülsen in der Werkbank zu versenken und dann Stifte oder lange Schrauben zur Fixierung dieses Anschlags zu verwenden, damit das nicht passiert.
Viel Erfolg beim Nachbauen.
Grüße,
Andreas
Hallo Andreas,
jetzt verstehe ich das. Danke für die ausführliche Erklärung. Dann werde ich mich
die nächste Woche mal dran machen.
Schönes Wochenende
Stefan
Hallo Andreas
Tolle Seite mit guten Erklärungen.
Wie hast Du den rechten Winkel so genau hinbekommen?
Grüsse Dario
Hallo Dario,
Das Prinzip ist, dass der hintere Anschlag mit durchgehenden Schrauben fixiert ist und diese Schrauben im Anschlag in Langlöchern geführt sind. So kann man die Schrauben etwas lösen, den Anschlag leicht nach links oder rechts bewegen und dann im rechten Winkel wieder festschrauben. Klingt gut, war aber ein ziemliches Gefummel, bis es gepasst hat.
Grüße,
Andreas
liegt die Führungsschiene lose auf ?
Ja. Ich habe über einen Mechanismus zum Hochklappen nachgedacht, so wie es am Festool MFT ist, aber bei mir ist an der Wand zu wenig Platz und außerdem war es schwierig, das rechtwinklig zu realisieren.
Hallo.
Mich würde interessieren, was das für ein Führungsschienenprofil ist, auf dem das Maßband aufgeklebt ist. Kannst Du mir eine Bezugsadresse nennen?
Liebe Grüße
Thomas
Hallo Thomas,
das ist eine Schiene von Incra (INCRA T-Track Plus METRIC), die gibt es hier bei feine-werkzeuge.de (runter scrollen).
Beste Grüße,
Andreas
Moin Andreas,
das Prinzip, bzw. den Anschlagstop werde ich mal in meine Betrachtungen zum Anschlagstop für meine Kappsäge einbeziehen.
Es gibt zwar fertige Systeme (Incra, Kreg), aber die wären dann trotzdem alle noch abzulängen oder für meine Nutzung zu optimieren.
Vielen Dank fürs Zeigen. Hat mit echt eine Idee gezeigt.
Gruß
harald
Hallo Harald,
Freut mich, wenn es Dir weitergeholfen hat!
Grüße,
Andreas
Hallo Andreas
Was ist das kürzeste Maß, dass du schneiden kannst? Meine Tauchsäge steht nicht über. Ich könnte die Leiste mit der T-Schiene als Anschlag nehmen und bei dem vorderen Anschlag die Langlöcher verwenden?
Alex
Hallo Alex. Ich kann nicht unter ca. 45 cm Länge gehen. Grüße,
Andreas
Du hast wirklich super Infos und Tipps dank diesem Artikel bereitgestellt. Ich bin auch gerade dabei mir eine neue Säge zu kaufen und konnte mich mit vielen Dingen die du gesagt hast identifizieren. LG
Hallo Andreas,
bin grade dabei deinen Zuschnitt-Tisch – etwas adaptiert – auch zu realisieren und habe vor dein Problem mit den ausgeleierten Löchern beim vorderen Anschlag wir folgt zu lösen:
In die Platte versenke ich zwei Alu-Rundrohre 10/1 (10 mm Außenmaß, 1 mm Wandstärke) wie es sie in jedem Baumarkt gibt. Da M8-Schrauben, entgegen meiner ersten Annahme einiges an Spiel darin haben, verwende ich stattdessen ein zweites Alu-Rundrohr 8/1, das im Winkel fixiert wird und wirklich spielfrei im andern zu versenken ist.
Jetzt zu meinem Problem:
Da weder meine Werkstattausrüstung noch mein Können dazu ausreichen um die zwei Löcher mit Toleranzen im Bereich von wenigen Hundertstel-mm zueinander herzustellen hab ich mir folgendes überlegt.
Die zwei 10er-Rohrhülsen werden in die Arbeitsplatte eingeklebt, dann versenke ich die 8er-Rohrstücke hinein und lasse sie um die Brettstärke des Winkels herausstehen.
Im weiteren Schritt werden im Winkel zwei größere Löcher (10er?) gebohrt, die über die 8er Röhrchen passen und genau eingerichtet werden können.
Der Spalt zwischen 8er-Röhrchen und der größeren Bohrung wird mit “Klebstoff” gefüllt und die Passgenauigkeit ohne Spiel ist hergestellt.
Nun zum letzten Problem, das ich noch nicht lösen konnte:
Mit welchem “Klebstoff” fülle ich diesen Spalt am besten? Wäre eine größere Bohrung evt. besser um den “Klebstoff” einzubringen?
Bin für Ideen dankbar.
Grüße aus Kärnten
Martin
Hallo Martin,
das ist eine colle Idee! Evtl könntest Du es mit 2K Epoxidharz versuchen. Ich habe das selbst noch nie verwendet, sehe es aber immer wieder v.a. bei amerikanischen Holzwerkern, die das u.a. zum Verfüllen von Rissen im Holz verwenden oder auch zur Gestaltung von gedrechselten Schalen. Dazu wäre es u.U. gut, wenn Du etwas mehr Platz um das Rohr lässt, damit da genügend Epoxidharz reinpasst. Ein Beispiel für die Verwendung ist hier in Andys Werkstatt.
Viel Erfolg!
Grüße,
Andreas
Hallo Andreas
Danke für den Tipp.
Man könnte so einen Bohrständer auch selbst bauen. Diese Umsetzung finde ich Interessant. Schade, dass der Youtuber keine Bezugquellen angegeben hat, bzw. wie die ganzen Teile heißen..
https://www.youtube.com/watch?v=iu8Np0JfCCc&t=310s
Schönen Wochenanfang
Alex
Hallo Andreas,
welche Genauigkeit, z.B. mit der 5 Schnittmethode, bietet Deine Konstruktion?
Ich habe das Zuschnittbrett von Guido Henn 1:1 nachgebaut, hadere aber noch etwas mit der Fehlertoleranz.
Gruß
Alex
Quantitativ beziffern kann ich das nicht. Ich habe das am Anfang eingestellt (mit Hilfe der Langlöcher am hinteren Anschlag) und einfach mit einem guten Winkel geprüft, bis es ok war.
Grüße,
Andreas
Hallo Andreas,
das Geld für die Festol Schiene hättest Du dir bei Verwendung einer künstlichen Verbreiterung der Bosch Führungsschienechiene sparen können, wenn zwischen den Anschlagbrettchen und Bosch Führungsschiene eine Aluminium Flachstange, 4 mm dick, 70 mm breit gelegt wird. Damit kommt auch das Motorgehäuse der Bosch Tauchsäge an den Anschlagbrettchen vorbei.
So entfallen die Einstellarbeiten für unterschiedliche Führungsschienen und bleibst bei einem System. Ich benutze das Zuschneidebrett wie von Guido Henn gezeigt mit der Modifikation Aluminium Flachstange. Funktioniert prima.
Gruß
Manfred
Hallo Andreas,
für meine kleinen Werkstatt gefällt mir deine Idee sehr gut. Aber wie fixierst du die Festoolschiene an der Wandseite. Die eingeschobene Klemme wird doch von unten festgeschraubt. Oder fixierst du die Schiene auf der Wandseite nicht?
Gruß
Volker
Nein, die Schiene wird weder vorn noch hinten fixiert, sondern einfach nach links an den Anschlag gedrückt und dann durch den Druck der Säge gehalten. Mit Fixierung würde jeder Schnitt meines Erachtens auch viel zu lange dauern.