Für den Holzzuschnitt habe ich als elektrische Säge bisher nur meine Handkreissäge mit Führrungsschiene. Die ist aber natürlich nicht für alle Arten von Schnitten geeiget. Es ist zum Beispiel schwierig, kleinere Werkstücke winklig abzulängen. Auch beim Ablängen von Kanthölzern, die dicker sind als die maximale Schnittiefe, ist das Arbeiten mühsam, weil man das Werkstück von zwei Seiten schneiden und dabei den ersten Sägeschnitt exakt treffen muss.
Daher habe ich das Angebot des Werkzeughändlers Contorion gerne angenommen, die Kapp- und Gehrungssäge Atika KGSZ 250 N mit einem geringen Eigenanteil an den Kosten zu bekommen und dafür einen Testbericht zu schreiben.
Wie immer habe ich mich bemüht, den Test nach bestem Wissen neutral und objektiv durchzuführen. Die für mich entscheidenden Aspekte sind im Text fett gedruckt.
Ausstattung und Zielgruppe
Die Säge kann nach links und rechts Gehrungsschnitte bis 45 Grad sägen. Außerdem ist der Sägekopf um 45° nach links neigbar, so dass auch doppelte Winkelschnitte möglich sind. Außerdem hat die Säge eine arretierbare Zugfunktion. Man kann also auch breitere Werkstücke damit ablängen. Links und rechts des Sägetischs kann man zwei Tischverbreiterungen anstecken, außerdem gibt es eine Klemmschraube, mit der man ein Werkstück links oder rechts am Sägetisch fixieren kann.
Details der technischen Ausstattung finden sich auf der Produktseite. Einige großformatige Fotos gibt es auf der Produktseite bei Atika.
Die Säge ist mit einem Preis von knapp 170,00 EUR sehr günstig und hat als Zielgruppe daher Hobby-Anwender wie z.B. Heimwerker mit einfachen Anforderungen an das Gerät. Das stellte sich am Ende auch als entscheidender Negativpunkt für mich heraus.
Verarbeitung
Die Atika KGSZ 250 N ist ingesamt gut verarbeitet. Gehäuse, Zugfunktion, Schalter, Feststellschrauben etc. sind ausreichend stabil und nicht klapprig. Beim Sägetisch merkt man den günstigen Preis deutlicher. Man sieht, dass der Aluguss nicht überall präzise verarbeitet ist, Unebenheiten an nicht plan gefrästen Oberflächen sind vorhanden. Das stört an diesen Stellen allerdings nur optisch. Hinzu kommen allerdings auch Ungenauigkeiten bei der Position der einzelnen Bauteile zueinander, auf diese gehe ich weiter unten („Präzision“) näher ein.
Bedienung
Die Säge lässt sich gut und meist intuitiv bedienen. Die Verstellung von Gehrungswinkel und Neigung ist gut zugänglich und mit großen Schraubgriffen leicht zu erledigen. Das eigentliche Sägen ist etwas umständlicher: Man muss mit dem Daumen zunächst den Sägeblattschutz entriegeln, dann den Sägekopf etwas nach unten drücken, wieder mit dem Daumen die Sicherung des Schalters entriegeln und kann dann mit dem Zeigefinger die Säge einschalten. Daran kann man sich gewöhnen, aber es hemmt den Arbeitsfluss. Der Motor hat keinen Sanftanlauf und ist sehr kraftvoll. Beim Einschalten gibt es also einen kräftigen Druck nach oben.
Präzision
Bei der Genauigkeit hat die Säge erhebliche Schwächen. Manche sind durch Nachjustieren mit Hilfe der vorhandenen Stellschrauben zu beheben, andere nicht.
Nach dem Auspacken testete ich zunächst den rechten Winkel bei normalen 90°/90°-Schnitten. Laut meinem Winkelmesser, der eine Genauigkeit von 0,1° angibt, war das Sägeblatt um 0,4° ± 0,1° nicht im rechten Winkel. Bei einem 5 cm dicken Werkstück entspräche das ca. 0,3 mm und wäre somit für die meisten Anwendungen zu vernachlässigen.
Die Einstellung 45° war nur um 0,2° ± 0,1 abweichend, so dass ich hier nichts nachjustiert habe. Das wäre aber problemlos möglich gewesen, denn die Säge hat für die Neigung des Blatts zum Sägetisch zwei Stellschrauben.
Um den rechten Winkel in der Horizontalen zu testen, sägte ich ein Stück Buchenholz in der Einstellung 0° ab. Hier gab es die erste wirklich negative Überraschung. Beim Nachmessen des Winkels zeigte sich eine deutliche Abweichung vom rechten Winkel.
Das ist insofern problematisch, weil es für diese Richtung keine Stellschrauben gibt. Außerdem merkte ich dann, dass die Fixierung des Gehrungswinkels ca. einen Millimeter Spiel hat. Hinzu kommt, dass der Zeiger zum Ablesen des eingestellten Winkels ungünstig geformt ist: Es gibt keinen eindeutigen Ablesepunkt, was ein Einstellung zusätzlich fehleranfällig macht.
Ich testete noch einmal mit einem dickeren Werkstück und stellte fest, dass die Säge auch ein unruhiges Schnittbild erzeugt: Die Schnittfläche ist nicht glatt, sondern hat kleine Unebenheiten.
Der Sägetisch ist ebenfalls nicht präzise. Während die linke Hälfte und der mittlere, drehbare Teil eine plane Fläche bilden, liegt der rechte Teil des Tischs einen knappen Millimeter tiefer. Wenn man also von links sägt, ist alles ok, wenn man das Werkstück von rechts anlegt, wackelt es oder liegt leicht schräg.
Auch die Tischverbreiterungen passen nicht zur Höhe des Sägetischs. Sie liegen deutlich tiefer, so dass sie ihren Zweck nicht erfüllen können: Ein längeres Werkstück wird von ihnen nicht gestützt.
Schließlich testete ich noch den Laser, der die Position des Sägeschnitts auf dem Werkstück anzeigen soll. Auch dieser hat eine Abweichung von ca. einem Millimeter, was ihn de facto nutzlos macht. Man muss hier sicherlich bedenken, dass ein Markierungslaser für eine Säge dieser Preisklasse eher ungewöhnlich ist. Man kann ihn auch ausschalten, so dass er zumindest nicht stört.
Fazit
Das Ergebnis des Tests ist für mich, dass die Säge für meine Zwecke und Ansprüche nicht geeignet ist. Sie ist mir an zu vielen Stellen ungenau als dass ich den Kompromiss mit dem günstigen Preis eingehen würde. Die sehr hohe Lautstärke hat mich ebenfalls gestört. Und das heftige Anlaufen sowie die etwas umständliche Bedienung beim Einschalten machen das Arbeiten mühsam. Ich werde die Atika KGSZ 250 N daher zurückgeben.
Die Säge ist geeignet für Heimwerker, die sie bei gröberen oder einfachen Arbeiten anwenden wollen. Ein Regal für den Keller oder für die Garage kann man sicherlich problemlos damit bauen, auch Parkett kann man damit gut ablängen, weil die Schnitte ja hinter der Abschlussleiste verschwinden. Wo allerdings präzise Winkel nötig sind, muss man wohl auf teurere Maschinen zurückgreifen.
* * *
Mein Werkzeug
Übersicht der Werkzeuge, die ich benutze.
Wenn Du bei amazon über diese Links einkaufst, erhalte ich eine kleine Provision von Deinem Einkauf. Für Dich bleibt der Preis gleich.
Hallo Andreas
ähnlich ist es mir mit der Kappsäge von Metabo ergangen. Allerdings hatte diese eine höhere Schnitttiefe. Wie auch hier ein kleines Spanauffangsäckchen… Den einzig wirklich brauchbaren Laser mit Schnittbreiten-Darstellung bieten eben nur die hochpreisigen Kappsägen.
Grüße
Friedel
Ja. Manchmal möchte man es eben nicht ganz wahrhaben, oder hofft, eben doch eine günstige und gute Maschine zu bekommen. Aber in der Regel muss man für gute Qualität eben doch bezahlen.
Danke für deinen Kommentar. Herzliche Grüße, Andreas
Bin bei Werkzeug mittlerweile eigentlich wirklich so weit, dass ich nur noch auf richtig gute Qualität setze. Alles andere bezahlt man früher oder später nämlich einfach doppelt. Ist leider so.
Vor allem auf Bosch und Makita setze ich mittlerweile…
Moin Andreas,
bin Anhänger Deiner Videos auf Youtube. Du machst echt gute Projekte.
Leider habe ich wohlmöglich gerade einen Fehler gemacht, da ich mir die KGSZ 250 N ersteigert habe.
Sie hat mich unter 80€ gekostet. Auch bei mir war die Frage, wie viel Geld bin ich bereit auszugeben und Bosch Blau oder Festool war mri einfach zu teuer.
Ich dachte 80€ sind einen Versuch wert.
Habe die Scheppach HS 105 und diese nach diversen Nachjustierungen m.E. ganz gut hinbekommen. Zumindest mit einem Schiebeschlitten, zu dem auch Dein Video mich animiert hat, komme ich ganz gute Schnitte hin.
Ich werde mal versuchen, ein die Markierungen zu zurechtzuschleifen, daß man ein gutes Ergebnis hinbekommt. Dann glaube ich hilft auch ein ordentliches Sägeblatt.
Ich werde die Säge für das Geld erst einmal behalten. Für lange Gehrungen kann ich mir ja noch einen schiebeschlitten bauen. So kann ich immerhin 90 mm Balken ablängen.
Halte Dich auf dem Laufenden, was ich hinbekomme.
Danke für die Videos
Hilft auch mein Englisch in technischen Bereichen zu schulen.
MfG Jan-Hinnerk
Hallo Jan,
Das freut mich zu hören! Danke.
Ich bin gespannt, was Du berichtest.
Grüße,
Andreas